Nachhaltige Entwicklung im Unternehmen: Die Herausforderung-en
Zwar ist nachhaltige Entwicklung heute in den Richtlinien und Werten fast aller Unternehmen vertreten – jedoch umfasst dieser Ausdruck häufig eine Reihe komplexer Problemfelder und ist schwerer abzustecken als es auf den ersten Blick scheint. „Nachhaltigkeit“ ist also kein klar definierter Begriff – umso weniger im Unternehmenskontext: So zählen beispielsweise auch die Arbeitsplatzsicherheit sowie die Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Geschäftstätigkeit dazu.
In einer sich rasch wandelnden Berufswelt gestaltet sich die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaftstätigkeit als große Herausforderung. Davon zeugen die zahlreichen staatlichen und sogar europäischen Normen und Bestimmungen, die die Unternehmen zu einer entsprechenden Anpassung verpflichten.
Was aber beinhaltet die nachhaltige Entwicklung für Unternehmen im heutigen Kontext? Wir geben Ihnen einen Einblick in die wichtigsten Verbindungen zwischen nachhaltiger Entwicklung und Geschäftswelt.
Nachhaltige Entwicklung im Unternehmen: CSR
Begriffsbestimmung: Nachhaltige Entwicklung und CSR
Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen zielt auf einen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel ab, in dessen Rahmen es sich Ziele für eine nachhaltige Entwicklung setzt und umsetzt.
In der Regel geht die Tätigkeit von Unternehmen mit einem ausgeprägten CO₂-Fußabdruck einher, weshalb diese eine entsprechend große Rolle im Rahmen der Energiewende spielen. Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen ergreift die erforderlichen Maßnahmen, um diesen Fußabdruck zu verringern, und verpflichtet sich zur Umsetzung der CSR-Richtlinien. Dies ist beispielsweise bei Patagonia der Fall, einem US-amerikanischen Anbieter von Outdoor-Bekleidung: Das Unternehmen versucht, die sozialen Bedingungen bei der Herstellung seiner Kleidung bestmöglich zu verbessern, und unterstützt gleichzeitig den Klima- & Umweltaktivismus.
Ob Umdenken bezüglich der Praktiken, Anpassung der Betriebsabläufe, Einsparungen im Energieverbrauch oder umfassende Berücksichtigung der sozialen Auswirkungen: Den Unternehmen stehen vielfältige Handlungsmöglichkeiten offen.
Umsetzung von CSR-Maßnahmen im Unternehmen
Umweltschutz
Dazu zählt auch die Sensibilisierung sämtlicher Interessengruppen eines Unternehmens: Sowohl Mitarbeiter als auch Kunden können und müssen in den Prozess der Energiewende einbezogen werden. Dies ist beispielsweise das Ziel des „Klima Puzzles“ (Fresque du Climat), einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Frankreich, die seit ihrer Gründung im Jahr 2018 1,2 Millionen Teilnehmer an ihrem Klima Puzzle, einem partizipativen Workshop, verzeichnen konnte.
Es gilt zudem, die Auswirkungen der geschäftlichen Aktivitäten auf die Umwelt zu analysieren. Durch eine detaillierte Erfassung des Rohstoffverbrauchs, der Energieeffizienz der Räumlichkeiten sowie der Abfallentsorgung können Unternehmen Maßnahmen zur Reduzierung ihres CO₂-Fußabdrucks ergreifen. Ein Energiemanagementsystem (EMS) hilft, die Daten bedarfsgerecht zu erfassen und auszuwerten.
Die französische Druckerei Pocheco, die durch den Film Demain von Cyril Dion und Mélanie Laurent ins Rampenlicht gerückt wurde, hat sich diesem verantwortungsbewussten Ansatz bereits umfassend verschrieben und verzichtet u. a. auf die bis dato für ihre Tinten verwendeten Lösungsmittel. Während diese Änderung zunächst in erster Linie dem Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter zugutekommen sollte, weist sie mittlerweile auch in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht positive Ergebnisse auf.
Wirtschaftliche und soziale Aspekte
Vor diesem Hintergrund rückt auch eine mögliche Standortverlagerung in den Fokus: Angesichts der großen sozialen Herausforderungen und hohen Arbeitslosenquoten zählt auch die (Wieder-)Ansiedlung von Unternehmen – insbesondere im Industriesektor – in europäischen Ländern zu den Prioritäten.
Ebenso können sich die Unternehmen im Rahmen ihres CSR-Ansatzes durch soziale Verpflichtungen und ihr Engagement für mehr Arbeitsplatzsicherheit hervorheben.
So beschloss das Unternehmen Total, an 300 französischen Tankstellen neue Tankwarte anzustellen. Diese Wiedereinführung eines nahezu ausgestorbenen Berufs zeugt von einem starken sozialen Engagement mit direkten Auswirkungen auf das Leben der Mitarbeiter und Kunden.
Trends und Zukunftsperspektiven
Ein zunehmend gefestigter Rechtsrahmen
So traten im Jahr 2015 die von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) in Kraft. Sie umfassen 17 Zielsetzungen, die bis 2030 weltweit zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene beitragen sollen.
In der Europäischen Union trat am 29. Juli 2021 das Europäische Klimagesetz in Kraft, das die Erreichung der CO₂-Neutralität vorschreibt und dieses Ergebnis als rechtliche Verpflichtung definiert. So müssen die Mitgliedstaaten ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 % reduzieren.
Auch die Unternehmen unterliegen der neuen Gesetzgebung: In Frankreich schreibt beispielsweise das Tertiärdekret (décret tertiaire) vom Juli 2019 vor, dass Unternehmen ihren Energieverbrauch bis 2030 um 40 % senken müssen. Das PACTE-Gesetz von 2019 (Aktionsplan für das Wachstum und den Wandel von Unternehmen) fordert Unternehmen auf, sich stärker für ihre gesellschaftliche Verantwortung zu engagieren und in ihrer Satzung einen Daseinszweck zu definieren, der ihren gesellschaftlichen Beitrag zum Ausdruck bringt.
Diese gesetzliche Entwicklung spiegelt die wachsende Relevanz dieser Themen sowie ihre Bedeutung für die Bevölkerung wider. So haben Maßnahmen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung heute einen direkten Einfluss auf das Unternehmensimage und wirken sich damit sowohl auf die Kundschaft als auch auf den Arbeitsmarkt aus.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt …
Gerade jüngere Anwärter räumen der Nachhaltigkeit einen immer höheren Stellenwert ein: In Frankreich würden 65 % der 18- bis 30-Jährigen von einer Bewerbung bei einem Unternehmen absehen, das Umweltfragen nicht ausreichend berücksichtigt (Harris-Studie, 2022).
Angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel ist es für die Arbeitgebermarke eines Unternehmens von deutlichem Vorteil, sein verantwortungsbewusstes Engagement im Rahmen der Corporate Social Responsibility deutlich unter Beweis zu stellen.
… und das Konsumverhalten
Auch in den Verkaufszahlen sowie im Wirtschaftswachstum lassen sich die Auswirkungen der gesellschaftlichen Verantwortung erkennen. Mehr als je zuvor achten die Verbraucher auf die Herkunft der Produkte sowie deren Produktionsbedingungen und Auswirkungen auf die Umwelt.
In Anbetracht einer Kundschaft, die langen Transportwegen kritisch gegenübersteht, erfreuen sich lokale Produkte immer größerer Beliebtheit: Laut einer Umfrage von OpinionWay/CCI im Oktober 2023 nehmen sich 89 % der Franzosen vor, mehr in Frankreich hergestellte Produkte zu konsumieren. In Deutschland verzeichnet das Unternehmen Marktschwärmer mit direkt vom Erzeuger und aus einer Entfernung von weniger als 40 km stammenden Lebensmittelprodukten einen durchschlagenden Erfolg.
So müssen die Unternehmen vermehrt sowohl wirtschaftliche als auch soziale Herausforderungen bewältigen – und sowohl heute als auch in den kommenden Jahren einem Weg der nachhaltigen Entwicklung folgen.