Ökodesign: EU-Richtlinien für nachhaltige Produkte

Father and son do laundry together

Von seiner Herstellung bis zu seiner Entsorgung hat jedes Produkt Auswirkungen auf unsere Umwelt. Die Idee des Ökodesigns dreht sich deshalb darum, diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Es geht also nicht um das Aussehen, sondern um Energie- und Ressourceneffizienz. Mit einer umfassenden Ökodesign-Richtlinie legt die EU die Anforderungen an ein ökologisch sinnvolles Produktdesign fest.


Profitieren sollen von der am Ende alle: Hersteller, Verbraucher – und natürlich die Umwelt.


Nachhaltige Produkte gestalten 

Elektronische und digitale Geräte gehören zu unserem Alltag. Dass sie Energie verbrauchen, ist vollkommen klar, und meist schon ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung. Energie kostet schließlich Geld, also sollte die Technik möglichst effizient und sparsam sein.


Weniger präsent ist hingegen oft der Ressourcen- und Energieverbrauch, der schon bei der Herstellung solcher Geräte aufgewendet werden muss. Bei der Produktion eines großen Flachbildfernsehers etwa entsteht laut Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) rund eine Tonne CO2-Äquivalente. 

Young woman relaxing in the evening in a cozy atmosphere

Nachhaltiges Design soll deshalb dabei helfen, weniger Energie zu verbrauchen und Emissionen zu verringern. Bis zum Jahr 2030 rechnet die Europäische Kommission damit, durch die Ökodesign-Richtlinien jährlich 167 Terawattstunden Energie einzusparen – das entspricht dem Jahresenergieverbrauch von Dänemark.


Was alles in Ökodesign steckt

Die Gestaltung nach ökologischen Richtlinien ist darauf ausgelegt, negative Umweltauswirkungen zu verringern – und zwar über den gesamten Produktlebenszyklus.


Durch mehr Ressourcen- und Energieeffizienz soll ein umweltgerechtes Design erreicht werden. 

Seit 2009 ist die EU-Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG maßgeblich für die Anforderungen, die „energieverbrauchsrelevante Produkte“ für dieses Ziel erfüllen müssen.

Ökodesign ist ein ganzheitliches Konzept, in dem die Ressourceneffizienz eines Produkts sehr umfassend verstanden wird. Das Ziel ist daher nicht einfach, bei der Produktion weniger Material und weniger Energie zu verbrauchen. 


Allgemeine Ökodesign-Anforderungen  

Die Anforderungen reichen sehr viel weiter und umfassen deshalb auch Aspekte wie Haltbarkeit (im Sinne der Lebensdauer), Rezyklierbarkeit, Reparierbarkeit, Erweiterungsfähigkeit, die Nutzung von Sekundärmaterialien und einigem mehr.


Die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG der EU fasst diese Aspekte unter den allgemeinen Anforderungen zusammen. Dazu gehört zum Beispiel auch, die Verbraucher mit Informationen über einen umweltverträglichen Betrieb eines Produkts zu versorgen. Oder die Analyse eines Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg, um es anders oder besser zu gestalten.

Two boys put dishes in the dishwasher

Specific ecodesign requirements

Dazu müssen besondere Anforderungen eingehalten werden, für die es produktspezifische Grenzwerte gibt. Diese regeln etwa den maximalen Energieverbrauch oder wie hoch der Anteil an recycelten Materialien sein muss. 


Können die Mindestanforderungen nicht erfüllt werden, dürfen die betroffenen Produkte in der EU nicht mehr verkauft werden – so wie Glühlampen, die seit 2009 vom europäischen Markt genommen wurden. Neue Produkte, die nicht den Anforderungen entsprechen, kommen erst gar nicht auf den Markt.


Für welche Produkte gilt die Ökodesign-Richtlinie?

Mit ihrer Neufassung von 2009 wurde die europäische Ökodesign-Richtlinie in ihrem Geltungsbereich erweitert. Sie umfasst nicht mehr nur energiebetriebene Produkte, sondern gilt seitdem für energieverbrauchsrelevante Produkte. Gemeint sind damit neben „klassischen“ Elektrogeräten auch solche Produkte, die zwar selbst keine Energie verbrauchen, aber die Energieeffizienz beeinflussen können. Hierunter fallen zum Beispiel Dämmstoffe oder Fenster. 

Produktgruppen

 

Insgesamt sind mehr als 30 Produktgruppen in der EU-Ökodesign-Richtlinie aufgeführt, für die es spezifische Anforderungen gibt. 

Die Liste reicht von Heizkesseln und Kombiboilern über PCs, Fernsehgeräte, Elektromotoren, Waschmaschinen, Staubsauger und Smartphones bis zu Transformatoren, Aufzügen und Industrieöfen.

Durchführungsmaßnahmen

 

Die Richtlinie 2009/125/EG ist lediglich eine Rahmenrichtlinie, die selbst noch keine konkreten Vorgaben zu den betroffenen Produktgruppen macht. 

Diese sind Bestandteil der Durchführungsverordnungen, die nach und nach entwickelt wurden. Für manche Produktgruppen sind sie noch in Vorbereitung, andere sind bislang überhaupt nicht von Maßnahmen betroffen.

In manchen Fällen bestehen keine Durchführungsverordnungen. Dann wird von den Herstellern eine Selbstverpflichtung bei der umweltgerechten Produktgestaltung gefordert.

Relevanz für die Elektroindustrie

 

In einer zunehmend elektrifizierten Welt hat die Elektroindustrie einen großen Anteil daran, unsere Lebensweise umweltgerechter zu gestalten. Industrie, Gesundheit, Haushalt, Mobilität – Elektrotechnik spielt in allen Lebensbereichen eine wichtige Rolle.

Diese Verantwortung spiegelt sich deshalb auch in den Durchführungsmaßnahmen der Ökodesign-Richtlinie: Rund 40 davon wenden sich direkt an die Branche mit ihrer vielschichtigen und vielseitigen Produktpalette. 

Neben technischen Geräten für private Haushalte und Industriebedarf fallen zum Beispiel auch Gebäudeautomation, Elektroinstallationssysteme bis hin zu Stromkabeln unter die Richtlinie.


Mehr Innovation durch Ökodesign

Bei den Ökodesign-Verordnungen wird auf Technologieneutralität geachtet. Zwar werden konkrete Ziele formuliert, der Weg dorthin ist aber in den Verordnungen noch nicht festgelegt.

Das bedeutet, dass die Hersteller bei der Umsetzung der jeweiligen Anforderungen „kreativen Spielraum“ haben. Auf diese Weise soll innovativen Lösungen eine gute

Grundlage bereitet werden. 

Ob die Lösungsansätze den Ökodesign-Anforderungen gerecht werden, wird mit Hilfe harmonisierter Normen überprüft. Eine DIN EN-Normenreihe gibt den

Herstellern außerdem maßgebliche Anhaltspunkte, um alle relevanten produktspezifischen Aspekte der Materialeffizienz zu berücksichtigen – sie sind allerdings keine Anleitung für nachhaltige Produkte.

Frau auf Couch, die von einem Tablet liest

Ökodesign in der Praxis

Als ganzheitliches Konzept erfordert das Ökodesign einen sehr viel genaueren Blick auf Produkte und die Auswirkungen, die sie von ihrer Produktion bis zu ihrer Entsorgung auf Umwelt und Klima haben. Es gilt, die vielfältigen Optimierungspotenziale zu finden und richtig zu nutzen. Tatsächlich zeigen viele Best-Practice-Beispiele aus der Praxis, wie viele unterschiedliche Wege die Elektroindustrie dabei gehen kann.

Aufzug ohne Maschinenraum

Das Österreichische Unternehmen Schindler hat ein maschinenraumloses Antriebssystem für Aufzüge entwickelt. Es kommt mit kleineren Motoren als herkömmliche Personenaufzüge aus und benötigt kein Getriebe, um die hohen Motordrehzahlen zu regulieren.

Neben zusätzlichem Platz und geringerem Materialeinsatz bietet dieser Antrieb einen weiteren Vorteil beim Energieverbrauch: Das System setzt auf Rekuperation, so dass der Antrieb elektrische Energie wiedergewinnen kann. Diese kann für die LED-Beleuchtung des Aufzugs gespeichert werden. Bis zu 30 Prozent weniger Energie verbraucht das regenerative Antriebssystem im Vergleich zu konventionellen Varianten.

Rezyklate für Hochdruckreiniger

Für die Strahlrohre ihrer Hochdruckreiniger setzt die Firma Kärcher auf ein hochwertiges Polyamid-Rezyklat. Der Werkstoff zeigt in seinen Eigenschaften keine Einbußen im Vergleich zum Ausgangsstoff, der aus Geweberesten der Airbag-Fertigung und -Altteilen stammt.

Das verwendete Polyamid genügt den hohen Anforderungen. Kärcher zählt mit dieser Maßnahme zu den ersten Unternehmen, die ein solches Recycling-Polyamid in der Serienproduktion nutzen.

Möglich wird das auch deshalb, weil es sich beim Ausgangsmaterial um Industrieabfälle handelt, die in großen Mengen verfügbar sind.

Upcycling für Smartphones

Mehr als 200 Millionen alte Smartphones lagern allein in deutschen Haushalten, ohne genutzt zu werden. Zumindest für Samsung-Geräte der Serien Galaxy S, Z und Note, die ab 2018 auf den Markt kamen, gibt es in Zukunft neue Aufgaben.

Mit der Funktion „Galaxy Upcycling at Home“ hat Samsung verschiedene Möglichkeiten geschaffen, um ältere Smartphones als intelligente Helfer für den Haushalt zu nutzen.

Nach einem Software-Update können die Smartphones zum Beispiel als Licht- oder Geräuschsensoren eingesetzt werden. Nutzer können damit dann die Raumbeleuchtung automatisieren oder das Altgerät als Babyphone verwenden.

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