Elektromobilität für den nachhaltigen Stadtverkehr
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Die Städte weltweit wachsen und damit die Anforderungen an die urbane Mobilität der Zukunft. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Mobilität von Milliarden Menschen und nach individuellen Formen der Mobilität für immer mehr Menschen. Auf der anderen Seite reicht der Platz in den Städten für noch mehr Verkehr kaum aus – es droht der Verkehrskollaps. Über all diesen Herausforderungen steht zusätzlich die Frage, wie der Stadtverkehr klimaschonender werden kann.
Elektromobilität lautet eine Antwort auf die verschiedenen Aspekte der urbanen Verkehrswende – wenn sie auf die zukünftigen Bedürfnisse des städtischen Verkehrs zugeschnitten ist.
Städte der Zukunft: Mehr Menschen, mehr Verkehr
Bis zum Jahr 2050 könnten rund 70 Prozent der mehr als 8 Milliarden Menschen auf der Welt in Städten leben. Allein in Europa könnte der Anteil der Stadtbevölkerung nach Schätzungen bei fast 85 Prozent liegen. Im selben Zeitraum könnte die Anzahl der Pkw in Städten auf 3 Milliarden ansteigen.
Nicht nur als Lebensraum für die Menschen kommt Städten deshalb eine Schlüsselrolle zu. Sie sind auch in der Bekämpfung des Klimawandels von zentraler Bedeutung: Trotz der vergleichsweise geringen Fläche, die Städte auf unserer Erde einnehmen, sind sie für mehr als 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Der größte Faktor dabei ist der städtische Verkehr mit einem Anteil von rund 30 Prozent.
Klimaschonendere Verkehrslösungen sind somit ein entscheidender Baustein für den Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Großes Potenzial für die erforderlichen Veränderungen liegt dabei in der Elektromobilität: Sie liefert Antworten auf die dringenden Probleme und kann den Stadtverkehr der Zukunft emissionsarm, schneller und platzsparender gestalten.
„Städte sind die Orte, an denen der Kampf für nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird.“
Höher, länger, breiter
Das Problem: Kein anderes Transportmittel beansprucht so viel Fläche wie ein Pkw – und zwar unabhängig davon, ob das Fahrzeug steht oder fährt. Für den ohnehin knapp bemessenen Raum in verdichteten Stadtgebieten ist das schon jetzt eine große Herausforderung: Wohin mit all den Autos?
Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur die Anzahl der Autos in Städten wächst, sondern auch die Autos selbst: Das französische Beratungsunternehmen Inovev hat ermittelt, dass Pkw, die in Europa gebaut werden, im
Durchschnitt immer größer werden. Auf den ersten Blick geht es dabei nur um ein paar Zentimeter. Im Stadtverkehr bedeuten die größeren Dimensionen aber ernsthafte Probleme. Denn für die aktuellen Abmessungen von Straßen, Parkplätzen und Tiefgaragen sind viele Fahrzeuge schlichtweg zu groß und ungeeignet.
Elektroautos im Mikro-Format
Die Lösung: Als Alternative bringen sich vermehrt elektrische Leichtkraftfahrzeuge in Stellung. Micro-Mobile haben dabei nicht nur für den Individualverkehr Vorteile, sondern bieten sich für viele mobile Dienstleistungen an – etwa bei der häuslichen Pflege oder für Lieferdienste.
Die kleinen Elektroautos erfordern allerdings ein Umdenken der Nutzer. Sie folgen in ihrem Design und ihrer Funktionalität in erster Linie pragmatischen Überlegungen. Aber darum geht es ja am Ende: um die praktischste Lösung, um von A nach B zu kommen.
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Zu viele Autos, zu viel Stau
Das Problem: Abgesehen von der Größe ist vor allem die Zahl der Autos in Städten ein regelrechtes Hindernis für den Verkehr. Eine zu hohe Autodichte bringt selbst das Konzept der autogerechten Stadt an seine Grenzen. Zu beobachten sind die Folgen der hohen Autodichte in den Städten schon längst.
Ein Blick in die Inrix 2022 Global Traffic Scorecard macht das noch einmal deutlich: In London sorgt der regelmäßige Verkehrsstau zu Verzögerungen von 156 Stunden im Jahr. Fast eine ganze Woche also verlieren Londoner im Verkehr.
Das ist natürlich ein Spitzenwert im internationalen Vergleich, aber die Problematik ist allgegenwärtig. Zu viele Autos verhindern ein zügiges Vorankommen, wodurch sie über noch längere Zeiträume noch mehr Emissionen verursachen – und die Städte weniger lebenswert machen.
Geteilte E-Mobilität: Mobil bei Bedarf
Die Lösung: Allein schafft es die E-Mobilität sicher nicht, diese Missstände zu beheben. Denn die hohe Anzahl an Autos in den Städten lässt sich wiederum nur reduzieren, wenn ein ausreichend attraktives Angebot an Alternativen zur Verfügung steht.
Eine Möglichkeit ist Carsharing. Das Konzept wirkt schließlich doppelt: Wenn weniger Menschen ein eigenes Auto besitzen, sinkt die Zahl der Fahrzeuge. Gleichzeitig können die vorhandenen Autos wesentlich effizienter genutzt werden – in Deutschland liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer bei 43 Minuten pro Tag. Die restliche Zeit steht das Fahrzeug nur herum, obwohl es dann von jemand anderem genutzt werden könnte. Eine elektrisch betriebene Carsharing-Flotte hat den zusätzlichen Vorteil, emissionsarme individuelle Mobilität zu ermöglichen.
Bis 2025, so eine Prognose von Frost & Sullivan, könnte der weltweite Carsharing-Markt auf rund 427.000 Fahrzeuge anwachsen. In Deutschland lässt sich der positive Trend durchaus erkennen, hier wächst der Bestand an Carsharing-Fahrzeugen kontinuierlich an. Das gilt ebenfalls für den Anteil der Elektrofahrzeuge an den deutschen Carsharing-Flotten – auch wenn rund 23 Prozent noch Luft nach oben lassen.
Bis 2025, so eine Prognose von Frost & Sullivan, könnte der weltweite Carsharing-Markt auf rund 427.000 Fahrzeuge anwachsen. In Deutschland lässt sich der positive Trend durchaus erkennen, hier wächst der Bestand an Carsharing-Fahrzeugen kontinuierlich an. Das gilt ebenfalls für den Anteil der Elektrofahrzeuge an den deutschen Carsharing-Flotten – auch wenn rund 23 Prozent noch Luft nach oben lassen.
Nachhaltige Mobilität: Elektrisch, vernetzt und smart
Technologische Entwicklungen sind ein Grundpfeiler der nachhaltigen urbanen Verkehrswende. Durch das Zusammenspiel von Elektromobilität und Digitalisierung eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für einen effizienteren Stadtverkehr – zum Beispiel autonomes Fahren.
Vernetzte Fahrzeuge mit Car-to-Infrastructure-Kommunikation (Car2X) tauschen Informationen über die aktuelle Verkehrslage, mögliche Verkehrsbehinderungen und Gefahrenstellen aus und tragen damit zu einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss bei. Der US-Technologiekonzern Waymo testet solche Technologien bereits in selbstfahrenden Taxis in Arizona.
Potenzial für Robo-Taxis und Shuttles
Das Beratungsunternehmen Deloitte attestiert Robo-Taxis und Robo-Shuttles großes Potenzial:
- Das autonome Fahren kann die Preise für unsere tägliche Mobilität im Vergleich zum privaten Pkw deutlich senken. Laut Berechnungen von Deloitte sind durchschnittliche Kosten von 15 Cent pro Kilometer mit dem Robo-Shuttle möglich – 25 Prozent weniger als bei einem (konventionellen) Mittelklassewagen.
- Der Einsatz autonomer Fahrdienste wird zwar das Verkehrsaufkommen insgesamt nicht reduzieren. Aber es braucht deutlich weniger Fahrzeuge, um die Mobilität der Menschen zu gewährleisten.
In den autonomen Fahrdiensten steckt außerdem ein enormes Marktpotenzial, das solche Konzepte auch für die Automobilbranche interessant macht.
Aber bis dahin stehen mit E-Autos und Carsharing bereits ausgereifte Lösungen bereit, die die Mobilität in den Städten schon jetzt positiv beeinflussen können. Diese und andere Nutzungen von Elektromobilität bieten zahlreiche Möglichkeiten und Entwicklungspotenziale für Stakeholder aus der Energiewirtschaft, da der Bedarf an Ladeinfrastruktur und dezentraler Energieproduktion weiter steigen wird. Die Zukunft wird zeigen, wie der Energiesektor durch neue Geschäftsmodelle für nachhaltige Mobilität profitieren kann.
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